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Kategorie: Straßen

Altonaer Straße

Die Altonaer Straße geht auf einen früheren Weg an der alten kurfürstlichen Ziegelei zurück und wurde deshalb früher “An der Ziegelscheune” genannt. In unmittelbarer Nähe befand sich der zur Erhebung der städtischen Akzise dienende Löbtauer Schlag. Im Umfeld der Ziegeleigebäude entstand Anfang des 19. Jahrhunderts eine kleine Siedlung, die nach einer hier gelegenen Gastwirtschaft “Altona” genannt wurde. Unweit davon lag das aus wenigen Häusern bestehende “Klein Hamburg”. Außerdem gab es in diesem Teil der Friedrichstadt das als Quarantänestation und Hilfskrankenhaus genutzte “Probierhaus”, welches in Seuchenzeiten krankheitsverdächtigen Reisenden als Unterkunft diente.

1902 wurde der heute gültige Straßenname Altonaer Straße eingeführt. Mit diesem wird an das vermutlich nach dem gleichnamigen Hamburger Stadtteil benannte ehemalige Gasthaus erinnert. Um 1900 entstanden an der Altonaer Straße mehrgeschossige Wohnhäuser, darunter die aus Mitteln der Johann-Meyer-Stiftung finanzierte palaisartige Wohnanlage Nr. 17-21 (1905). Künstlerisch bemerkenswerte Treppenhausgestaltungen der Entstehungszeit haben sich u.a. in den Häusern Nr. 18, 20 und 24 erhalten. Im Erdgeschoss des Gebäudes an der Ecke zur Löbtauer Straße (Nr. 6 - Foto) gab es zeitweise das Lokal "Weldes Restaurant". Eine weitere Gaststätte befanden sich in der Nr. 12 (1910 Restaurant Westmünster, nach dem Ersten Weltkrieg "Altonaer Hof"). 1945 wurde das Gebäude zerstört.

Im Haus Altonaer Straße 6 lebte viele Jahre der Puppenspieler und Zauberkünstler Paul Hölzig (1911-1989). Hölzig gründete 1933 die "Dresdner Puppenspiele" und trat mit diesem Wandertheater unter den Namen "Künstler-Puppenspiele der Dresdner Kasperl-Bühne" bzw. ab 1938 als "Das Dresdner Puppenspiel - Künstlerische Handpuppenspiele" an verschiedenen Orten und sogar auf KdF-Kreuzfahrtschiffen auf. Während des Zweiten Weltkriegs übernahm er Aufgaben im Rahmen der Truppenbetreuung und verlegte seine Bühne ins besetzte Polen. Gegen Kriegsende nach Dresden zurückgekehrt, verlor er 1945 seine Bühne und die meisten seiner Puppen und lebte fortan in Bärenfels. Aus seinen "Bärenfelser Puppenspielen" ging 1951 das Staatliche Puppentheater Dresden hervor. 1956 übersiedelte Hölzig in die Bundesrepublik.

Gambrinus-Brauerei:  Bis 1923 befand sich an der Einmündung zur Löbtauer Straße die Gambrinus-Brauerei, von der noch einige Gebäude erhalten geblieben sind. Das  ursprünglich als Privatbrauerei gegründete Unternehmen gehörte um 1900 zur “Deutschen Bierbrauerei-AG zu Berlin und Dresden” und war zuletzt nur noch als Malzfabrik tätig.  Bereits 1911 hatte man den eigentlichen Braubetrieb aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. In den hier befindlichen Ställen wurden zeitweise auch die für die Impfstoff-Herstellung des Sächsischen Serumwerkes erforderlichen Pferde gehalten. Aus Platzgründen zog das Unternehmen jedoch später zur Zirkusstraße um. Das Gelände der früheren Brauerei dient heute gewerblichen Zwecken.